Live-Seekarte

Donnerstag, 24. Mai 2012

Schwestern unter sich


Nun ist es doch schon wieder gute 6 Wochen her, dass ich hier berichtet hatte. In der Zwischenzeit haben wir bereits unser Fahrtgebiet im Kanal verlassen und sind jetzt von Hamburg aus in den norwegischen Fjorden unterwegs – dazu jedoch später mehr.

Ein besonderes Ereignis liegt nun auch bereits wieder 2 Wochen zurück: Die Taufe unseres jüngsten Flottenzuwachses AIDAmar im Rahmen des Hamburger Hafengeburtstages am 12. Mai. Zu diesem Anlass waren wir mit insgesamt 4 Schiffen vertreten, logistisch und navigatorisch durchaus eine Herausforderung. Zu Beginn der Taufzeremonie standen uns unsere beiden Schwestern AIDAblu und AIDAsol Bug an Bug gegenüber, die anschließend drehten und uns voraus elbabwärts fuhren. Dort hielten wir unsere Position, AIDAsol vorneweg stand nun Bug an Bug mit AIDAmar, die ganz traditionell mit einer Flasche Champagner getauft wurde. Von alledem bekamen wir, als Schlusslicht des Ganzen natürlich nichts mit. Doch dabei sein ist ja bekanntlich die Hauptsache. Nach einem groß angelegten Feuerwerk und weitern abenteuerlichen Drehmanövern fuhren wir dann, gefolgt von AIDAmar elbabwärts und weiter in Richtung Göteborg. Taufzeremonie hin oder her, 4 Schiffe dieser Größe erlebt man nunmal nicht jeden Tag auf der Elbe.







 
Seitdem sind wir in den norwegischen Fjorden unterwegs und lagen unterwegs mit unser kleinsten und ältesten Schwester AIDAcara in Bergen und AIDAblu in Kristiansand. Nachdem wir AIDAcara mit ihrem etwas eigenen Charme besucht hatten, lernten wir es zu schätzen, auf einem neuen Schiff fahren zu dürfen. Die Brücke mit den robust-niedrigen, wallnussbraunen Sesseln,  dem gleichfarbigen Teppich und der in Esche-Optik vertäfelten Regale, dazu der etwas modrige Geruch erinnerten doch etwas mehr an ein Wohnzimmer der 60er Jahre als an die Kommandozentrale eines Schiffes. Die gesamten Sicherheitseinrichtungen des Schiffes, welche bei uns wie bei fast allen modernen Schiffen über ein Computerprogramm bedient werden, sind dort auf großen Schalttafeln mit hunderten von Lichtern dargestellt. Die Funktionen jedoch sind natürlich in etwa die Gleichen. Trotz alledem wirkte die Brücke dort angenehm heimelig, vielleicht sogar etwas zu sehr …

Die Landschaft hier in den norwegischen Fjorden jedenfalls ist atemberaubend, seit dieser Woche spielt das Wetter auch entsprechend mit. So viel zunächst dazu, genaueres dann in Kürze. Bis dahin – sonnige Grüße aus Hamburg !

Donnerstag, 12. April 2012

... als wäre ich nie weg gewesen.

Wie hätte es auch anders sein sollen, knappe 5 Wochen Urlaub sind erstaunlich schnell vergangen und es ist nun auch schon wieder satte 3 Wochen her seit ich nach Teneriffa zu meinem 2. Bordeinsatz geflogen bin.  Auf dem Rumpf der weißen Taube steht nun AIDAluna, hier hängt ein Poster weniger, dort eines mehr. Viele unbekannte Gesichter, aber auch einige Bekannte. Doch das strahlend-stählerne Weiß der Crew-Bereiche, das gelbe Linoleum und der Laubgrüne Teppich der Kabinen tun ihr übriges, kurzum – es ist, als wäre ich nie weg gewesen. 

Dabei hat sich einiges geändert: Den blauen Overall habe ich gegen ein weißes Hemd getauscht, statt zum Bootsmann gehe ich nun jeden Morgen auf die Brücke. Und leider klingelt mein Wecker nicht mehr wie gewohnt um 7, sondern bereits um Viertel nach 3 – mitten in der Nacht.

Zur Zeit sind wir mit AIDAluna in der Nordsee unterwegs und laufen von Hamburg aus die Hauptstädte Westeuropas an: Paris, London, Brüssel und Amsterdam. Eigentlich Le Havre statt Paris, Dover statt London. Und Brüssel entpuppt sich als Antwerpen – doch wer nimmt für diese Metropolen keine Busfahrt in Kauf …

Während wir im Persischen Golf oft weit und breit das einzige Schiff waren, ist es hier im Kanal und der deutschen Bucht eher so, als wäre man ständig zur Spitzenzeit des Berufsverkehrs auf einer mehrspurigen Autobahn unterwegs.  Ab und zu fahren wir jedoch ab,  fädeln uns danach wieder ein. Oder wir kreuzen sie, wie die Kanalfähren Dover-Calais – aus nautischer Sicht jedes Mal eine besondere Herausforderung.



Bis auf die Ostertage sind wir sogar vom berüchtigten Kanalwetter verschont geblieben. Sogar in Dover wurden wir bereits zum dritten Mal in Folge von herrlichem Sonnenschein erwartet, was in Südengland alles andere als selbstverständlich ist. Von der Brücke aus hatten wir dann auch tatsächlich einen wunderbaren Ausblick auf die berühmten Kreidefelsen.

Bis Anfang Mai werden wir noch unsere Kanalroute fahren, ab Mitte Mai schließlich werden wir dann von Hamburg aus in Richtung Norwegen aufbrechen – die Vorbereitungen dazu laufen schon auf Hochtouren. Zunächst bleibt jedoch noch etwas Zeit, sich mit dem diversen Eigenheiten der westeuropäischen Kulturen auseinanderzusetzen – denn wer würde es wagen, Frankreich und Belgien über einen Kamm zu scheren … Dazu jedoch in Kürze mehr. Bis dahin verbleibe ich mit etwas verspäteten Ostergrüßen aus  Amsterdam!

Donnerstag, 9. Februar 2012

Halbzeit


Die ersten 4 Monate an Bord sind nun vorbei und gleich geht es los zum Flughafen. Die letzten beiden Wochen haben wir bei den Hotel-Technikern verbracht und so auch noch Bereiche des Schiffes kennengelernt, von denen wir zuvor nur eine vage Ahnung hatten, wie zum Beispiel die Küchen. Wir haben alles Mögliche repariert, was im normalen Hotelbetrieb zu Bruch geht – unter Anderem Waschmaschinen, Kaffeeautomaten und das Dampfbad. Interessant waren diese Arbeiten allemal, auch wenn das mit Nautik nun rein gar nichts mehr zu tun hat.

Insgesamt haben wir während unseres ersten Praktikumsteils einige Berufe ausprobiert: Wir waren einen Tag lang Müllmann, Schornsteinfeger, Klempner, Tischler … Am spannendsten waren aber trotz alledem die wenigen Momente, die wir auf der Brücke verbringen durften.

Am 16. März geht es weiter, dann an Bord von AIDAluna. Zunächst werde ich jedoch meinen Urlaub genießen, auch wenn ich mich vermutlich erst einmal an die zur Zeit herrschenden winterlichen Temperaturen gewöhnen muss.

In Vorfreude auf meinen wohlverdienten Urlaub verbleibe ich ein letztes Mal mit den besten Grüßen aus Dubai !

Sonntag, 15. Januar 2012

Wer nicht feilscht, hat schon verloren


Wenngleich das neue Jahr nun auch schon wieder gute 2 Wochen alt ist, so melde ich mich doch hiermit das erste Mal im Jahr 2012 aus dem Orient !
Die großen Feste des Jahresabschlusses haben wir im wahrsten Sinne des Wortes gut über die Bühne gebracht, auch zu Sylvester gab es wieder eine groß angelegte Galaveranstaltung bei lauen Temperaturen auf unserem Pooldeck.

Seit wir nun seit gut 2 Wochen bereits in der Maschine arbeiten und dort Wache gehen, also nur 4 Stunden arbeiten und anschließend 8 Stunden frei haben, finde ich auch mehr Zeit, gelegentlich an Land zu gehen. Besonders beeindruckt hat mich dabei Muscat im Sultanat Oman, wo wir jeden Sonntag anlegen.
Einst war der Oman eine der größten Handelsnation des mittleren Ostens, Herkunftsland des Weihrauchs und Gewürzen – insbesondere der Muskatnuss, worauf bereits der Name der Hafenstatt Muscat hindeutet. Auch heute noch findet man allerhand Schätze dieser Art auf dem in der arabischen Welt weit bekannten Souk von Muscat. An allen Ecken und Enden dieses mittelalterlich anmutenden Marktes steigt der Geruch von Weihrauch, Sandelholz und diversen Gewürzen in die Nase, dazwischen finden sich zahlreiche Juweliere und Stoffhändler.


 
Zwei Grundregeln sind beim Einkauf auf einem Souk zu beachten:

1. Es ist Gemächlichkeit angesagt. Man betritt den Markt nicht, wie Touristen es gerne tun, um schnell beim erstbesten Händler Souvenirs oder ähnliches zu erwerben. Der Omaner nimmt sich gut und gerne einen ganzen Nachmittag Zeit, um seine Einkäufe zu erledigen. Dabei schlendert er von Stand zu Stand, begutachtet die Waren, unterhält sich mit dem Verkäufer, bummelt gemütlich weiter und durchläuft so den gesamten Markt mindestens zweimal. Es ist jedoch nicht üblich, dass Männer und Frauen gemeinsam einkaufen gehen.

2. Handeln ist das Gebot der Stunde. Der an den Waren notierte Preis ist nichts als ein Richtwert, das  erste Gebot des Käufers sollte daher bei etwa 40%-50% des angezeichneten Preises liegen, letztendlich einigt man sich in der Regel ungefähr in der Mitte. Dies funktioniert jedoch nur, wenn der Käufer den Artikel wirklich kaufen möchte. Es gilt als äußerst unhöflich, das Geschäft zu verlassen, weil der geforderte Preis für den Artikel zu hoch ist. Es gehört zum guten Ton, so lange zu verhandeln, bis beide Parteien zufrieden sind. Dabei gehört es durchaus dazu, dass der potentielle Käufer Anstalten macht, das Geschäft zu verlassen, um den Preis weiter zu senken.

Das Stadtbild von Muscat ist geprägt durch den Winterpalast des Sultans sowie diverse portugiesische Festungen. Obwohl die traditionellen Stadtviertel vorherrschen, findet man überall auch moderne oder frisch renovierte Bauten und neu angelegte Straßen und Bürgersteige, die vom Reichtum des Omans zeugen. Dieser wird nicht im Ansatz so deutlich zur Schau gestellt, wie es beispielsweise in Abu Dhabi und Dubai der Fall ist, doch findet man überall Anzeichen dafür. Unter anderem zählt der Oman auch zu den Ländern der arabischen Welt mit der niedrigsten Kriminalitätsrate, noch vor den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wenngleich man im Abendland wenig vom Oman hört, so ist dieser doch auf dem besten Wege, sich zu einem modernen arabischen Staat zu entwickeln.

Kaum waren wir mit dem Arbeitsalltag an Deck nach 3 Monaten richtig vertraut, haben wir schon wieder den Bereich gewechselt und absolvieren zur Zeit unser Maschinenpraktikum. Zwar ist im Moment alles noch ein wenig unübersichtlich, zugleich aber unglaublich umfangreich und interessant – doch dazu demnächst mehr !

Bis dahin verbleibe ich mit den besten Grüßen aus Muscat !

Freitag, 23. Dezember 2011

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.


Seit einigen Tagen beginnen nun auch hier an Bord intensiv die Weihnachtsvorbereitungen. Jeden Tag gibt es in der Messe nun bereits statt den sonst üblichen Kuchen und Kaffeestückchen Stollen, Plätzchen und Lebkuchen.

Im Kabelgatt, der Werkstatt des Bootsmanns, sind unsere philippinischen Kollegen für die Weihnachtsdekoration zuständig. So funkeln nun seit einigen Tagen diverse ziemlich kitschige Banner mit der Aufschrift „Merry Christmas“ an der sonst relativ schmucklosen Decke. Auch haben wir unseren eigenen Weihnachtsbaum, der liebevoll aus irgendwelchen Resten der künstlichen Bäume in den Restaurants zusammengesetzt und reich verziert ist.
Mein persönliches Lieblingsstück der Weihnachtsdekoration jedoch ist das „Christmas House“, welches unser Tischler eigens angefertigt hat. Nur sehr entfernt erinnert es an das, was wir im europäisch-christlichen Kulturraum Raum unter einer Weihnachtskrippe verstehen – soll aber einen ähnlichen Zweck erfüllen. Es symbolisiert das eigene Herz, die Tore und Türen weit geöffnet für die Ankunft Christi. Als mir unser Tischler das so erklärt hat, musste ich unweigerlich an das Weihnachtslied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ denken – so fremd ist die philippinische Kultur also doch nicht, zumindest nicht was das Weihnachtsfest betrifft. Noch ist das große Tor geschlossen, soll dann aber wohl an Weihnachten geöffnet werden. Bis dahin ist der Platz vor dem Haus noch mit allerlei Plätzchen und Lebkuchen gefüllt, die der Sous Chef der Crewküche persönlich vorbeigebracht hat - und heute schon wieder Nachschub bringen musste !



Gestern hatten wir auch bereits eine Probe für unsere große Weihnachtsgala, die Mitglieder aller Abteilungen gemeinsam vorbereitet haben. Langsam gehen unserem Schneider auch die Galauniformen für Heiligabend aus !
Heute haben wir schließlich auch unsere echten Weihnachtsbäume geladen, von denen der Bootsmann einen persönlich weithin sichtbar am Radarmast angebracht hat. Leider verlieren die restlichen Tannen bereits nach einem halben Tag ihre Nadeln, da sie definitiv nicht für solch warme, trockene Luft wie hier in Dubai gemacht sind …

Mit diesen Eindrücken von der Weihnachtsstimmung bei uns an Bord verbleibe ich mit besten Grüßen aus dem persischen Golf ! Ich wünsche euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest !